Ist ein Virenscanner für den Mac nötig? ja oder nein?

5. November 2023 | Von:
Das Herzstück eines Computers ist das Betriebssystem. Aufgrund seiner zentralen Rolle ist das Betriebssystem ein häufiges Angriffsziel. Denn wer das Betriebssystem kontrolliert, kontrolliert den gesamten Computer. Für Windows-Rechner gilt daher: Wer ohne aktuelle Antiviren-Software im Internet surft, wird schnell Opfer von Schadsoftware. Aber wie sieht es bei macOS aus? Ist ein Virenscanner notwendig?

Brauche ich einen Virenscanner auf dem Mac?

Ob Virenschutzprogramme für das Mac-Betriebssystem sinnvoll sind, darüber streiten sich viele IT-Experten. Eine klare Empfehlung für oder gegen den Einsatz gibt es nicht. Grundsätzlich verfügt das Mac-Betriebssystem von Haus aus über zahlreiche Funktionen zum Schutz vor Malware (das macOS-Sicherheitskonzept ↓) und ein Virenscanner ist eher nicht notwendig.

Wichtiger als ein Virenscanner unter Mac ist ein aufmerksames und vorsichtiges Surfverhalten. Und genau hier liegt oftmals das Problem. Im Internet finden sich Dutzende Aussagen wie "Ich benutze Mac... und trotzdem hat es mich erwischt". Wer beim Surfen alle Vorsicht vergisst und sich im vermeintlichen Schutz seines Mac-Systems in die dunklen Kanäle verirrt, darf sich nicht wundern. Weiter unten listen wir einige Sicherheitstipps für Mac-Nutzer ↓ auf.

Gibt es überhaupt Malware auf Macs?

Macs haben den Ruf, sicherer vor Malware zu sein als Windows-PCs. Das liegt vor allem daran, dass Macs früher eher selten waren und sich die Angreifer auf den viel größeren Windows-Pool konzentrierten. Mit der zunehmenden Verbreitung und Beliebtheit von Mac-OS-basierten Computern hat sich dies in den letzten Jahren etwas geändert.

Im direkten Vergleich zu den Malware-Fällen unter Windows verblassen die Malware-Zahlen jedoch deutlich. In den Jahren 2015 bis 2022 lag die Anzahl der Malware für Windows-Betriebssysteme deutlich über der Anzahl der Malware für Mac-Betriebssysteme[1][2]. Setzt man die Zahlen ins Verhältnis, so zeigt sich, dass die Anzahl der Malware für Windows in jedem dieser Jahre im Durchschnitt um etwa 99,93 Prozent höher war als die Anzahl der Malware für Mac. Die Differenz reichte von 216,6 Millionen im Jahr 2015 bis zu beeindruckenden 758,5 Millionen im Jahr 2022. Die Gesamtzahl der Schädlinge für Windows-Rechner übertrifft die Gesamtzahl der Mac-Schädlinge bei weitem. Windows ist also nach wie vor das Hauptziel von Cyberkriminellen.

Das macOS-Sicherheitskonzept

Das Sicherheitskonzept von Mac-Computern basiert auf mehreren Schutzschichten, die zusammenarbeiten, um die Sicherheit des Systems zu gewährleisten. Die wichtigsten Sicherheitselemente von Macs sind:
  • Secure Enclave: Einige Mac-Geräte sind mit einem Hardware-Sicherheitschip ausgestattet. Der Sicherheitschip verfügt über eine Reihe von Sicherheitsfunktionen, die dazu beitragen, die persönlichen Daten und Kennwörter von Mac-Benutzern zu schützen und die Integrität des Systembetriebs zu gewährleisten. Unter anderem ist der Sicherheitschip für die Überprüfung biometrischer Authentifizierungsmethoden (Touch-ID, Face-ID) verantwortlich.
  • System Integrity Protection (SIP) Der System Integrity Protection (SIP, Systemintegritätsschutz, auch als Rootless bezeichnet) ist eine Sicherheitsfunktion in macOS, die verhindern soll, dass bestimmte Systembereiche und Dateien von Anwendungen und Prozessen beschädigt oder manipuliert werden. Dazu gehören zum Beispiel das Root-Verzeichnis (/), das Systemverzeichnis (/System), das Bin-Verzeichnis (/usr/bin), die Kernel-Erweiterungen (/System/Library/Extensions) und die Systemkonfigurationsdateien (/private/etc).
  • FileVault: Wenn FileVault aktiviert ist, werden alle Dateien auf dem Mac verschlüsselt gespeichert (XTS AES-128 Bit). Wird die Festplatte gestohlen oder geht verloren, sind die Daten für andere nicht zugänglich.
  • Apple Sandboxing
    App-Sandboxing
    App-Sandboxing: Auf einem Mac werden Programme in einer sicheren Umgebung ausgeführt, die nur eingeschränkten Zugriff auf Systemressourcen und andere Programme erlaubt. Dadurch werden potenziell schädliche Programme von sensiblen Systembereichen ferngehalten.
  • Gatekeeper: Gatekeeper prüft jede Anwendung, die auf dem Mac ausgeführt werden soll, auf ihre Integrität und Sicherheit. Mögliche Gatekeeper-Optionen:
    • Mac App Store und identifizierte Entwickler: Diese Einstellung erlaubt die Ausführung von Anwendungen, die entweder im Mac App Store erhältlich sind oder von "vertrauenswürdigen" Entwicklern stammen.
    • Mac App Store: Diese Einstellung erlaubt nur die Ausführung von Anwendungen, die im Mac App Store erhältlich sind.
    • Irgendwo: Diese Einstellung erlaubt die Ausführung aller Anwendungen, auch wenn sie als unsicher eingestuft werden.
  • XProtect: Das Mac-Betriebssystem verfügt über eine integrierte Antiviren-Technologie. Die Antiviren-Engine verwendet jedoch nur Virensignaturen zur Erkennung von Malware. Auf neu entwickelte oder modifizierte Malware kann XProtect nicht reagieren.

Tipps für noch mehr Sicherheit unter Mac

Sie können sich und Ihren Mac weitgehend vor Schädlingsbefall schützen. Dazu gibt es einige Grundregeln, die Sie beachten sollten:
  • Betriebssysteme bestehen aus vielen Millionen Befehlen, die dem Computer sagen, was er wann und wie tun soll. Bei einer so großen Anzahl von Befehlen kann es zu Programmierfehlern kommen. Viele dieser Fehler werden erst nach und nach im laufenden Betrieb entdeckt. Gefährlich wird es, wenn durch die Fehler Sicherheitslücken entstehen. Diese können von Angreifern ausgenutzt werden, um sich unbemerkt Zugriff auf Ihren Computer zu verschaffen. Installieren Sie daher Aktualisierungen (Updates) des Betriebssystems so schnell wie möglich.
  • Gehen Sie niemals ins Internet, wenn Sie als Administrator am Computer angemeldet sind.
  • Programme, die „online“ gehen, sollten Sie sorgfältig konfigurieren und auf dem neuesten Stand halten.
  • Prüfen Sie, ob sensible Webseiten wie z.B. die Ihrer Bank über das richtige Verschlüsselungszertifikat verfügen. Auf dem Mac klicken Sie hierfür in Safari auf das Schloss-Symbol vor der Webadresse.
  • Seien Sie stets wachsam im Umgang mit Anhängen und Downloads.
  • Seien Sie immer kritisch! Überlegen Sie sich gut, ob Sie einem Programm vertrauen können und wollen, bevor Sie es ausführen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob ein Programm vertrauenswürdig ist, nutzen Sie einen Online-Virenscanner wie Virustotal. Dieser Dienst analysiert das Programm mit mehreren Antivirenprogrammen.
  • Wählen Sie sichere Passwörter für Ihren Computer und alle Dienste, die Sie nutzen.
Mit den genannten Sicherheitstipps haben Sie bereits ein gutes Stück Sicherheit gewonnen. Zusätzlich sollten Sie immer genau wissen, wo aktuelle Gefahren lauern und wie Sie diese vermeiden können. Einige Mac-Internetportale informieren regelmäßig über aktuelle Bedrohungen.

Virenscanner für Mac im Test

Wenn Ihre Computerdaten so sicher wie das Amen in der Kirche sein sollen oder wenn Ihre Berufshaftpflichtversicherung/Ihr Arbeitgeber einen Virenscanner als Ergänzung zu den Schutzkomponenten von macOS verlangt, dann sollten Sie einen Virenscanner für Mac installieren. Welches Antivirenprogramm derzeit den besten Schutz bietet, erfahren Sie im Test der Stiftung Warentest. Die Testergebnisse geben unter anderem Auskunft über die Benutzerfreundlichkeit, die Leistungsfähigkeit und den Ressourcenbedarf der Programme.

Virenschutzprogramme für Macs kosten in der Regel zwischen 20 und 50 Euro pro Jahr. Der Preis beinhaltet neben dem Kauf der Software auch die Aktualisierung des Programms und der Schädlingssignaturen für 12 Monate.

Einzelnachweise

  1. AV-Atlas.org: Gesamtmenge von Malware und PUA unter MacOS
  2. AV-Atlas.org: Gesamtmenge von Malware und PUA unter Windows

Letzte Änderung am 05.11.2023: Kleinere Änderungen.
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